Was bedeutet das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz eigentlich für E-Books?

Ab dem 28.06.2025 tritt das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) in Kraft. Das heißt, dass auch E-Books so gestaltet sein müssen, dass sie für alle Menschen zugänglich sind – unabhängig von individuellen Voraussetzungen. Doch was bedeutet das eigentlich?

Im dzb lesen koordiniert J. Müller das Projekt barrierefreie E-Books. Im Interview mit Magdalena Groh gibt er einen Einblick in die Prüfkriterien, sowie die kritischen Punkte der Umsetzung von barrierefreien E-Books.

In einem Projekt der Mediengemeinschaft für blinde, seh- und lesebehinderte Menschen e.V. (Medibus) haben Mitarbeitende des dzb lesen gemeinsam mit der Blista Marburg einen Prüfrahmen für E-Books im Format EPUB erarbeitet und die relevantesten Prüfkriterien zusammengestellt. Was ist die Prüfmethodik?

Zunächst einmal mussten die bereits bestehenden Anforderungen an barrierefreie E-Books zusammengetragen werden:

Die vorhandenen Anforderungen wurden analysiert und zusammengefasst, sodass konkrete Prüfkriterien abgeleitet werden konnten. Auf der Website des dzb lesen finden Sie eine Checkliste zur Herstellung barrierefreier E-Books im EPUB Format. Inklusives Publizieren – dzb lesen

Aktuell legen wir bei der Prüfung unserer Titel ein großes Augenmerk auf korrekte Auszeichnungen im Quelltext und die Angabe von Metadaten. Die Quelltextauszeichnungen beinhalten einerseits strukturelle Bestandteile wie beispielsweise Überschriften, Listen, aber auch die Verwendung von formatspezifischen Attributen wie ‚epub-types‘ und ‚aria-roles‘. Viele weitere Anforderungen werden bereits verlässlich umgesetzt, andere sind aber auch bisher nicht anwendbar.
Manche Tests können auch automatisiert geprüft werden wie zum Beispiel durch den EPUB-Checker (Test, ob Struktur des E-Books den Anforderungen der EPUB Accessibility Guidelines entspricht) und ACE-Checker (findet über den EPUB-Checker hinaus noch Accessibility-relevante Fehler). Diese Checker können jedoch nur programmatisch ermittelbare Probleme finden, weshalb eine manuelle Prüfung derzeit unerlässlich ist.
Zukünftig müssen neben den technischen Prüfungen auch die Screenreader-Prüfungen ausgebaut werden. Wichtig ist hier auch, verschiedene Nutzerszenarien mit verschiedenen Endgeräten, Lesesoftware und assistiven Technologien wie beispielsweise Screenreadern durchzuspielen.

Worin sehen Sie die kritischsten Punkte in der Umsetzung von barrierefreien E-Books?

Es besteht eine Diskrepanz zwischen den Anforderungen der E-Books und der Funktionalität der Reading-Geräte/-Programme. Unser Bestreben ist hoch, wirklich alle Anforderungen, die an die Barrierefreiheit von E-Books gestellt werden, umzusetzen. Das stellt einen sehr hohen Aufwand dar, die Anforderungen sind jedoch das Maß, an dem wir uns messen müssen und wollen.

Allerdings werden einige dieser Funktionalitäten, die wir innerhalb unserer Bücher umgesetzt haben, nicht von den Reading-Geräten oder Programmen unterstützt. Ein gutes Beispiel dafür ist die Interpretation von ‚epub:types‘ und ‚aria-roles‘ und die Übermittlung an die Lesenden.

Es gibt unzählige Hardware- und Softwarelösungen zum Lesen von E-Books im EPUB-Format, doch keine kann allumfänglich als „perfekt“ gewertet werden. Ähnlich wie Browser sind alle Reading-Optionen unterschiedlich umgesetzt und haben dadurch unterschiedliche Ausprägungen von Funktionalitäten (von beispielsweise Farbdarstellung bis Sprachausgabe) und Art- und Weisen, E-Books wiederzugeben.
Allgemein ist unsere Empfehlung daher der „EasyReader“ von Dolphin. Aber auch andere Anbieter besitzen gute Angebote. Das Ausprobieren von verschiedenen Readern kann sich auf jeden Fall lohnen.

Wussten Sie schon, auch bei uns gibt es barrierefreie E-Books. Alle Informationen, sowie die Bücher selbst finden Sie in unserer Bibliothek: E-Books

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