Seit Mai 2016 können Menschen mit Seheinschränkungen direkt vor Ort in ihrer Stadtbibliothek – beispielsweise in Bautzen, Chemnitz oder Riesa – ein zusätzliches Angebot an Hörbüchern aus der DZB nutzen. Ermöglicht wird dies durch eine Initiative der DZB mit den öffentlichen Bibliotheken. Diese Partnerbibliotheken haben direkten Zugriff auf die rund 40.000 Hörbücher der DZB im speziellen DAISY-Format.
Nach einer eintägigen Schulung sind die Bibliothekarinnen und Bibliothekare der Stadt- und Gemeindebibliotheken in der Lage, ihre sehbehinderten Nutzer unkompliziert anzumelden, die Kataloge der DZB zu nutzen, Hörbücher zu bestellen und diese dann kostenlos entweder in die Stadtbibliothek oder direkt zum Nutzer nach Hause schicken zu lassen. Sehbehinderte Bibliotheksnutzer halten so weiterhin den Kontakt zu ihrer Stadt- bzw. Gemeindebibliothek, deren Mitarbeiter ihnen jederzeit helfend zur Seite stehen. Die Initiative der DZB erweckt großes Interesse. Bisher bieten ca. 50 öffentliche Bibliotheken in Sachsen und Sachsen-Anhalt diesen neuen Service an. Besonders in ländlichen Gebieten erweitert das spezielle Hörbuchangebot der DZB die Medienauswahl der Bibliotheken enorm. Wir sprachen mit Caroline Schürer, Bibliothekarin in der DZB und Initiatorin des Projektes.
Wie ist die Idee zur Initiative entstanden?
Wir stellen immer wieder fest, dass wir viele Betroffene nicht mit unserem Angebot erreichen können oder andersherum: Diese Menschen haben bisher ebenso wenig den Weg in die DZB gefunden. Das sind meist ältere, spät Erblindete oder von einer Augenerkrankung betroffene Menschen. Die Gründe sind unterschiedlich: Zum Beispiel gibt es bei Sehverlust bislang in Deutschland keine medizinische Rehabilitation als Regelleistung. Auch haben ältere Menschen häufig keine Ansprechpartner und sind insbesondere in ländlichen Regionen nicht mehr mobil genug. Dadurch fehlen ihnen das Wissen und der Zugang zu passenden Angeboten. Außerdem ist die Hürde, sich bei einer Blindenbücherei anzumelden, sehr hoch. Das wollten wir ändern und so kommt die DZB mit ihrem Angebot zu den Menschen, um sie an deren „alltäglichen Orten“ zu erreichen. Dabei suchen wir die Zusammenarbeit mit entsprechenden Institutionen, wie beispielsweise Augenärzten und Optikern, aber auch mit kulturellen Einrichtungen wie Stadt- und Gemeindebibliotheken.
Wie überzeugen Sie die Bibliothekare von Ihrer Initiative?
Die Zusammenarbeit mit den Landesfachstellen der entsprechenden Bundesländer erwies sich dabei als unerlässlich. Die Landesfachstellen vermittelten uns viele Kontakte zu öffentlichen Bibliotheken. Wir bekamen mehrmals die Möglichkeit, bei Bibliotheksveranstaltungen, wie Fachleitertagungen und Treffen der öffentlichen Bibliotheken, die Initiative vorzustellen. Unser Vortrag beim Bibliothekskongress 2016 zur Leipziger Buchmesse stieß auf großes Interesse, so dass viele Bibliotheken zu unseren Schulungen kamen und noch kommen. Viele Bibliothekare und Bibliothekarinnen schätzen an der Initiative besonders, dass diese unkompliziert ist, und sie kostenfrei einen Beitrag zu gleichberechtigter Teilhabe leisten können.
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