Lesen ist das Tor zur Welt der Fantasie. Um es zu öffnen, braucht man allerdings den richtigen Schlüssel. Gerade Menschen mit Legasthenie und vor allem Kinder und Jugendliche mit einer Lesestörung verlieren häufig den Spaß am Bücherlesen. Lesen ist anstrengend und birgt permanent schulischen Lese-Misserfolg. Deswegen ist es wichtig, das Lesen so angenehm und störungsfrei wie möglich zu gestalten. Mit einem gezielten Buchdesign kann das Leseerlebnis für Menschen mit Legasthenie erheblich verbessert werden.Weiterlesen …
Impressionen vom Tag der offenen Tür am 7. September 2024
Es ist ein heißer Tag, schon am Morgen erreicht das Thermometer über 20 Grad. Ringsum die große Platane in der Mitte des Hofes sind viele Informations- und Aktionsstände aufgebaut. Der Baum spendet den Gästen, die an den Ständen vorbeischlendern oder sich auf den Sitzbänken ausruhen, essen und trinken, einen kühlen Schatten. Live-Musik klingt beschwingt über den Hof und mischt sich mit den Stimmen der Menschen, die sich unterhalten.Weiterlesen …
„An die Mikrofone! Wir machen Radio!“ So hieß der Workshop, in dem Schülerinnen und Schüler der 7. Klasse aus der Wladimir-Filatow-Schule Leipzig mehr über das Radiomachen erfuhren. Vom 19. bis 23. August 2024 schrieben sie selbst Manuskripte und saßen dann vor dem Mikrofon. Initiiert hatte die Veranstaltung das dzb lesen im Rahmen von „Gemeinsam digital!“ des Deutschen Bibliotheksverbandes zusammen mit dem Förderverein „Freunde des barrierefreien Lesens e. V.“ und der Wladimir-Filatow-Schule.Weiterlesen …
Eindrücke vom Louis-Braille-Festival 2024 in Stuttgart von Gabi Schulze
Wer nach Stuttgart unterwegs ist, fährt in einen tiefen Talkessel, der von grünen Weinbergen und Wäldern umrahmt wird. Diese topografische Lage ist deutschlandweit einmalig. Einmalig ist auch der Autoverkehr, der sich abwärts in Richtung Innenstadt wälzt, vorbei am Verwaltungssitz der Landesbank Baden-Württemberg und anderen Banken, dem Bülow-Turm, Porsche-Zentrum und vielen Hotels und Geschäftszentren. An den Magistralen hängen jede Menge Wahlplakate und etwas unscheinbar dazwischen kündigen Aufsteller mit lilafarbenen Rössle und Reiterin das Louis-Braille-Festival vom 3. bis 5. Mai 2024 an. Mit dem Rössle kennen sich die Stuttgarter bestens aus. Es ist das Wappen der Landeshauptstadt und eines bekannten Autoherstellers mit Sitz in Stuttgart. So ist es auch kein Wunder, dass das europaweit größte Fest für Menschen mit Sehbehinderung rings um die Alte Reithalle, die heute für Kongresse, Veranstaltungen und Tagungen genutzt wird, stattfindet: im Kultur- und Kongresszentrum Liederhalle und Open-Air auf dem gesamten Berliner Platz.Weiterlesen …
Egal ob durch die Gänge und Hallen schlendernd oder mit einem festen Terminplan von einer Bühne zur andern eilend – das lesebegeisterte Publikum konnte auch in diesem Jahr auf der Leipziger Buchmesse jede Menge neue Bücher und deren Autoren und Autorinnen entdecken. Die Buchmesse und Europas größtes Lesefest wurde zu einer „wunderbaren Plattform für wichtige Diskurse, anregenden Meinungsaustausch und erstklassige Unterhaltung“, so Martin Buhl-Wagner, Geschäftsführer der Leipziger Messe. Und gerade das ist in schwierigen Zeiten, die keine friedlichen sind, in denen Rechtspopulismus, Identitätspolitik und Antisemitismus Freiheit und Demokratie immer mehr gefährden, wichtiger denn je.Weiterlesen …
Unsere Hörbibliothek erreichte eine ungewöhnliche Anfrage. Dr. Hans-Jürgen Krug war auf ein Hörspiel aufmerksam geworden, das er noch zu Zeiten der Tonband-Ausleihe in der damaligen DZB ausgeliehen und gehört hatte. Es handelt sich hierbei um die Funkbearbeitung der Erzählung „Das Geständnis“ von Brigitte Reimann, die 1960 im Aufbau Verlag erschien. Im laufenden Brigitte-Reimann-Jahr, – 2023 ist der 50. Todestag und der 90. Geburtstag der Schriftstellerin – in dem auch eine neue Brigitte Reimann-Biografie von Carsten Gansel erschien, stellte er fest, dass das Hörspiel weder in der Reimann-Bibliographie noch in einer Hörspieldatenbank aufgelistet ist. Daraufhin recherchierte er im dzb lesen und beim Rundfunkarchiv in Potsdam. Lesen Sie mehr über den Verbleib des Hörspiels im folgenden Interview mit Dr. Hans-Jürgen Krug.Weiterlesen …
Zum 10-jährigen Jubiläum Audiodeskription lud das Schauspiel Leipzig am 17. November 2023 blinde Theaterfreunde zu einem Podiumsgespräch mit anschließender Führung durch das Haus und dem Besuch des Musicals „Cabaret“ ein.Weiterlesen …
Am 4. Januar 1809, vor 215 Jahren, wurde der Erfinder der Sechs-Punkte-Schrift, Louis Braille, geboren. Zwei tastbare Punkte in der Waagerechten, drei in der Senkrechten – insgesamt sechs Punkte, mit denen sich jeder Buchstabe des Alphabets darstellen lässt. Eigentlich ein ganz einfaches und geniales System, das sich Louis Braille ausdachte und im Jahr 1825 der Öffentlichkeit präsentierte.Weiterlesen …
Nach nunmehr fast drei Monaten als Praktikantin in der Bibliothek des Deutschen Zentrums für barrierefreies Lesen (dzb lesen), neigt sich meine Zeit dem Ende. Ich habe in dieser Zeit viele Eindrücke und Erfahrungen gesammelt, die ich gern teilen möchte.Weiterlesen …
Auch wenn in diesem Jahr noch kein runder Geburtstag für unsere Spezialbibliothek ansteht, ist es sicher interessant, einige wissenswerte, zum Teil auch kuriose Fakten aus der Geschichte des dzb lesen zu erfahren, das am 12. November 2023 seinen 129. Geburtstag feiert. Los geht’s!
Brailleschrift-Übertragung
Bis 1910 schrieb man die Bücher in Brailleschrift noch Punkt für Punkt spiegelverkehrt mit Griffel und Tafel.
1970 übertrugen 12 Frauen, meist in Heimarbeit, die Bücher handschriftlich mit der Punktschriftbogenmaschine. Diese wurden dann als Unikate in die Bibliothek eingestellt.
Später bis Anfang der 1990er Jahre setzte man mechanische Punziermaschinen ein. Das war eine sehr laute und körperlich schwere Angelegenheit für die Übertragerinnen und Übertrager. Das Punzieren (das Prägen der Punkte in eine Zinkblechplatte) ermöglicht die Herstellung von Brailleschrift auf Papier mit mehreren Abzügen.
1988 kamen erstmals PC und elektronische Drucker in der Abteilung Blindenschrift zum Einsatz. Mit Hilfe von Devisen konnte moderne Punziertechnik im Gesamtwert von ca. 350.000 DM in der BRD eingekauft werden. Dazu gehörten zwei Punziermaschinen, Computer, Brailletastaturen, Laserdrucker und eine Blindenschrift-Schnelldruckanlage.
Anfang der 1990er Jahre war die letzte Handpunziermaschine in Betrieb. In dieser Zeit übersetzte man neben belletristischen Werken auch den ersten gesamtdeutschen Duden, begann mit der Übertragung eines Fremdwörterbuches und stellte u. a. auch ein „Medizinisches Taschenwörterbuch“ fertig.
Hörbuch-Produktion
Als am 14. März 1956 die Hörbücherei eingeweiht wurde, startete die Ausleihe mit ca. 3000 Tonbändern, die vor allem aus Beständen des staatlichen Rundfunks der DDR kamen.
Dazu zählte auch der Roman „Tinko“ von Erwin Strittmatter, der zur Einweihungsfeier als erstes Hörbuch vorgestellt wurde.
Das erste Hörbuch, das die DZB in ihrem Studio selbst produzierte, war „Der Lotterieschwede“ von Martin Andersen Nexö. Zufall oder nicht? Auch das neu eingerichtete Studio wurde damals mithilfe von Lottomitteln finanziert.
Anfangs saßen die Cutterin noch mit Schere, Kleber und vielen Metern Tonspule im Studio und beseitigten so die Versprecher mit der Hand. Die unhandlichen Spulentonbänder von bis zu tausend Meter Bandlänge verursachten nicht selten ein heftigen Bandsalat.
Die Einführung der Kassette ab 1971 veränderte das Kopierverfahren in der Produktion.
In den achtziger Jahren waren die Kopiermaschinen soweit verschlissen, dass die Hörbuchproduktion vor dem Aus stand. Erst die Wiedervereinigung ermöglichte die Anschaffung von neuen Kopieranlagen. Das nachträgliche Abhören sowie das Cuttern entfiel.
Als die Compact Disc (CD) in den 1980er Jahren den Markt eroberte, wurde weltweit von den Blindenbibliotheken eine neue digitale Hörbuchgeneration – die DAISY-CD - geschaffen. 2010 führte die damalige DZB dieses Format ein.
Reliefherstellung
1966 war der Weltatlas für Blinde das bis dahin größte Kartenwerk der Deutschen Zentralbücherei für Binde (DZB) und ein Bestseller unter den Verkaufsprodukten. Er erschien bis 1983 in 3000 Exemplaren.
Anfang der 1980er Jahre wurde in der DZB eine eigene Abteilung Reliefherstellung aufgebaut. In kurzer Zeit konstruierten die Techniker der DZB ein entsprechendes Vakuum-Tiefziehgerät, das Vakutherm.
Einige Jahre danach erwarb die DZB aus dem westlichen Ausland ein modernes Tiefziehgerät. Es kam als „Schrottschenkung“ des VzfB Hannover nach Leipzig. Die Maschine war so in seine Teile zerlegt, dass diese schnell wieder zusammengeschweißt werden konnten. So wurde der Zoll an der deutsch-deutschen Grenze überlistet und die Reliefherstellung in der DZB technisch abgesichert.
1985 fertigten die Relieftechniker den ersten mehrfarbigen Reliefkalender mit Blumenmotiven in eigener Produktion an.
Notenübertragung
Die damalige Direktorin und Tochter eines Moskauer Konzertmeisters Marie Lomnitz-Klamroth hat Anfang des 20. Jahrhunderts in Leipzig ein Musikalienzentrum aufgebaut, das durch eine „großzügige Stiftung für den Ankauf der gesamten Notenschriftliteratur“ von Prinzessin zu Waldenburg-Schönburg gefördert wurde.
Sogar Besuch aus Übersee empfängt die Direktorin. Musikdirektor Kroh aus Valparaiso in Chile, der an seinem Konservatorium blinde Studenten unterrichtet, scheut die lange Reise nicht, um mehr über die Notenschrift in der DZB zu erfahren.
Am 11. November 1948 treffen sich 28 blinde Berufsmusiker zu einer Arbeitsberatung im Bach-Saal der Zoo-Gaststätten in Leipzig. Eingeladen hat die Notenabteilung der DZB. Sie übernahm im Juli 1946 die Musikalien der Notenbeschaffungszentrale des ehemaligen Reichsdeutschen Blindenverbandes (NBZ) aus Wernigerode und baute eine eigene Notenherstellung auf.
In den 1970er und 80er Jahren erscheinen monatlich die Musikzeitschriften „Lyra“, „Noten und Notizen“ und das „Schlagerheft“, in dem es die Noten der neuesten Hits zum Nachspielen gibt.
1987 wird die Notenproduktion in der DZB eingestellt. 2001 beschließt das Haus jedoch die langjährigen Notentradition fortzusetzen und die Braillenotenproduktion mithilfe neuer IT-Verfahren wiederaufzubauen. 2003 startet das Projekt „DaCapo“.