Für alle Bücherfreunde, die viel lesen und gern ein gutes Buch zur Hand nehmen möchten, ist der „Literaturtreff“ genau das Richtige. Woche für Woche werden ausgewählte Romane und Erzählungen namhafter in- und ausländischer Autoren in Fortsetzungen veröffentlicht. 2017 geht die Zeitschrift in ihr 30. Jahr. Zum Jubiläum wagen wir einen kleinen Rückblick und informieren Sie über interessante Fakten und Zahlen zum Literaturblatt.
Der Anfang
In den 60-er Jahren des 20. Jahrhunderts werden in der DZB aus Kapazitätsgründen kaum noch belletristische Titel in Brailleschrift gedruckt. Die pro Jahr für Druck in Braille vorgesehenen 4000 Schwarzdruckseiten müssen vorrangig für Schul- und Sachliteratur umgesetzt werden. Um den Menschen mehr belletristische Werke anbieten zu können, wird die Idee des Fortsetzungsromans adaptiert. So erscheint 1968, also vor 50 Jahren, der eigentliche Vorläufer des Literaturtreffs – Romane in Fortsetzungen. Das Zeitschriftenformat ermöglichte nun – im Gegensatz zu handschriftlich übertragenen belletristischen Werken – den Druck einer hohen Stückzahl der Romane in Fortsetzungen, so dass diese viele Bücherfreunde im Abonnement lesen konnten.
Es werden vorrangig Werke der Gegenwartsliteratur gedruckt, die man in der Öffentlichkeit diskutiert, aber auch internationale Romane und Erzählungen und Klassiker der Weltliteratur. So erscheinen beispielsweise „Der Fall Deruga“ von Ricarda Huch, „Der gelbe Hai“ von Wolfgang Schreyer, „Der weiße Dampfer“ von Tschingis Aitmatow, „Jenseits“ von John Galsworthy und „Mord braucht Reklame“ von Dorothy Sayers.
Ein neuer Name
1988 wird die Zeitschrift in „Literaturtreff“ umbenannt. Auch inhaltlich erweitert sich ihr Spektrum. Ins Programm aufgenommen werden Reiseberichte, Essays, Tagebücher und Lyrik. Die Titelliste 1988 enthält u.a. Humor von Ephraim Kishon, Erzählungen von Friedrich Dürrenmatt, eine Würdigung von Erwin Strittmatters 75. Geburtstag, ein derb-dreistes Eroticon aus dem 18. Jahrhundert und Anmerkungen Umberto Ecos zu seinem Roman „Der Name der Rose“. Seit 1991 wird die Zeitschrift wöchentlich ausgeliefert.
Wichtiges Kriterium
Jeder Roman bzw. jede Erzählung, die im „Literaturtreff“ in Fortsetzungen gelesen werden kann, soll weder in Braille noch als Hörbuch zugänglich sein. Dieses Kriterium der Zeitschrift ist in der gegenwärtigen modernen Medienlandschaft immer schwieriger zu erfüllen. Bekannte Bücher namhafter Autoren kommen heute viel schneller als früher in den Bestand der Bibliotheken, vor allem im Hörbuchbereich.
Vom Krimi bis zur Satire
In 30 Jahren „Literaturtreff“ werden die Bücher solcher renommierter internationaler Autoren wie Sandor Máraí, John Grisham, Isabel Allende, Andrea Camilleri und John Updike in Fortsetzungen veröffentlicht. Die verschiedensten Genres von Krimis über historische Romane und Märchen bis hin zu Liebesromanen und Satire – immer mit hohem literarischen Anspruch – haben seitdem ihre Leser gefunden.
Im neuen Gewand
Im 25. Jahrgang, passend zum Jubiläum, erhält der „Literaturtreff“ ein neues Gewand: Ab 2012 erscheint die Zeitschrift im handlichen A4-Format. Beibehalten wird der Plattendruck als Garant für das hohe Niveau des Brailledrucks. Das Jahresabonnement für 52 Hefte in Blindenkurzschrift kostet 62,40 EUR (1,20 EUR pro Heft).
Wussten Sie schon, dass …
- die Zeitschrift aktuell einen treuen Abonnentenstamm von 208 Bücherfreunden hat?
- im Februar 1992 den „Literaturtreff“ 163 Abonnenten lasen?
- sowohl Männer als auch Frauen zu fast gleichen Teilen die Zeitschrift beziehen, 114 Frauen und 94 Männer?
- dass die DZB die Zeitschrift bis nach Zypern, Ungarn, Kanada und Luxemburg liefert?
- der älteste Leser 90, die jüngste Leserin 22 Jahre alt ist?
Statements von LeserInnen
„Ich bin etwa vor zwei Jahren ‚eingestiegen‘. Mein erster Lesestoff im ‚Literaturtreff‘ war der James Bond ‚Casino royale‘. Besonders gut gefallen haben mir ‚Eiskalte Jahreszeit der Liebe‘, ‚Der Hügel des Windes‘, ‚Der Radfahrer von Tschernobyl‘, und ‚Redenta Tiria‘. Die Auswahl darf weiterhin breit gefächert sein. Ich wünschte mir auch zeitkritische, geschichtsbasierte Literatur.“ (Horst Eilbacher)
„Es ist schön, Bücher in so kleinen Portionen zu lesen. Man kann es sich mit einem solchen Heftchen viel leichter überall gemütlich machen als mit dicken Büchern. Ich finde den ‚Literaturtreff‘ auch vom Preis her attraktiv. Es gab schon viele schöne Bücher. Spontan erinnere ich mich an ‚Jenseits der Stille‘ oder an ‚Briefe an meine Söhne‘ von Böll.“ (Anette Paul)
„Den ‚Literaturtreff‘ beziehe ich seit über 20 Jahren (genauer weiß ich es nicht). Er ist mir nach wie vor wichtig, wenn ich auch längst nicht alles lese. In Erinnerung geblieben ist mir (obwohl schon lange her) der Roman ‚Die blaue Gasse‘, der in den 30er Jahren in Sizilien spielt. Viel Spaß hatte ich bei Krimis, wie ‚Puppenmord‘ (sehr lange her) und aus jüngerer Zeit ein ziemlich harter von Richard Stark. (Klaus Kurznack)