„An die Mikrofone! Wir machen Radio!“ So hieß der Workshop, in dem Schülerinnen und Schüler der 7. Klasse aus der Wladimir-Filatow-Schule Leipzig mehr über das Radiomachen erfuhren. Vom 19. bis 23. August 2024 schrieben sie selbst Manuskripte und saßen dann vor dem Mikrofon. Initiiert hatte die Veranstaltung das dzb lesen im Rahmen von „Gemeinsam digital!“ des Deutschen Bibliotheksverbandes zusammen mit dem Förderverein „Freunde des barrierefreien Lesens e. V.“ und der Wladimir-Filatow-Schule.
Paul liest viel lieber Bücher in Brailleschrift als, dass er sie hört. Sein Lieblingsbuch ist „Reckless“ von Cornelia Funke. Es kommt aber auch vor, dass er zu Hause vor dem Mikro sitzt und sich beim Lautlesen aufnimmt. „Ich mache selbst gern Hörbücher“, sagt er. Und deshalb ist Paul auch im Workshop mit dabei. Fabian dagegen liest weniger, ihn interessiert die Technik im Tonstudio. Er freut sich auf die Aufnahme im Studio. Noch ist es aber nicht soweit! Zuerst müssen die Radiobeiträge geschrieben werden. Martin Becker, der Leiter des Workshops, Journalist und Autor, erzählt den Kindern wie Reportagen, Features und Hörspiele im Radio entstehen und dass der Radiobeitrag auch eine Dramaturgie, Moderation und Rahmenerzählung braucht. Von ihm erfahren sie mehr über Geräusche und O-Töne, die sie ins Hörstück einbauen können, zum Beispiel eine Schulglocke, Treppensteigen, der Ruf eines Uhus. Er nimmt ihnen auch die Scheu, eigene Texte vor dem Mikrofon laut vorzulesen. Darin unterstützt ihn Steffi Lehmstedt, selbst Sprecherin im dzb lesen. Mit lustigen Sprechübungen und Sprachspielen zeigt sie den Mädchen und Jungen, wie sie Lippen und Zunge bewusst einsetzen können, um Aussprache und Artikulation zu verbessern.
Lustige Versprecher bei der Aufnahme
Dann geht es daran, die Themen auszusuchen, die die Mädchen und Jungen beschäftigen. Lara und Weda wollen sich eine Gruselgeschichte in Form eines Hörspiels ausdenken, Paul, Fabian und Mia ein Hörspiel, in dem sich Kinder in einer Bibliothek treffen und ihre Lieblingsbücher vorstellen. Geraldine und Talia möchten über den Schulalltag sprechen und eine/n Lehrer/in interviewen. Endlich können die Manuskripte geschrieben werden. Martin Becker erklärt, worauf es ankommt und an welcher Stelle noch gefeilt werden kann. In Laras und Wedas Grusel-Hörspiel geht es um die in Japan produzierte Mangaserie Jujutsu Kaisen und eine angeblich wahre Geschichte. Die beiden Mädchen haben viel Spaß beim Ausdenken witziger Dialoge für das Hörspiel. Als sie einen Tag später gemeinsam vor dem Mikrofon im Aufnahmestudio sitzen und Krystian Furmanek, der Aufnahmeleiter, hinter der Glasscheibe mit ihnen spricht, sind sie schon ein bisschen aufgeregt. In Laras Kopf wirbeln die Buchstaben nur so durcheinander und ihr Mund artikuliert an einer Stelle statt „Erdbeben“ „Erdbeere“. Der lustige Versprecher bringt sie immer wieder zum Lachen.
„Ihr macht das wirklich klasse!“
Krystian Furmanek lobt die Kinder beim Sprechen, motiviert sie, wenn der Text noch einmal wiederholt werden muss, und lässt auch keinen Versprecher durchgehen.
Pauls Finger lesen den Text auf seinem Blatt. Auch er ist nervös. Gleich wird er mit Fabian und Mira in die Studiokabine gehen. Dann muss alles klappen. „Ihr macht das wirklich klasse!“, ermutigt der Aufnahmeleiter. Fabian entpuppt sich als Talent. Seine Aufnahme kommt authentisch und locker daher. Er hätte nicht gedacht, dass ihm das so viel Spaß bereitet.
Am Ende des Workshops sitzen die Kinder und Erwachsenen zusammen und warten auf Martin Becker, der den Aufnahmen noch den letzten Schliff gibt. Alle sind schon gespannt. Als es dann so weit ist, lauschen die Schülerinnen und Schüler ihrem Radiobeitrag und staunen über ihr gemeinsames Werk. Einige sprechen sogar den Text leise mit, als sie sich selbst hören. Die Mädchen und Jungen sind sich einig: Es ist toll, was da entstanden ist. Sie klatschen und freuen sich: Wer kann schon sagen, dass er vor einem Mikrofon saß und Radio gemacht hat. Und damit die Hörstücke auch öffentlich werden, wird der Radiobeitrag am 26. September 2024 den Eltern und allen interessierten Schülerinnen und Schüler der Schule präsentiert.
Hier könnt Ihr den Radiobeitrag hören: