Ein Beitrag von Liane Völlger
Lesen ist das Tor zur Welt der Fantasie. Um es zu öffnen, braucht man allerdings den richtigen Schlüssel. Gerade Menschen mit Legasthenie und vor allem Kinder und Jugendliche mit einer Lesestörung verlieren häufig den Spaß am Bücherlesen. Lesen ist anstrengend und birgt permanent schulischen Lese-Misserfolg. Deswegen ist es wichtig, das Lesen so angenehm und störungsfrei wie möglich zu gestalten. Mit einem gezielten Buchdesign kann das Leseerlebnis für Menschen mit Legasthenie erheblich verbessert werden.
Das Deutsches Zentrum für barrierefreies Lesen (dzb lesen) hat es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen mit Sehbeeinträchtigungen oder Leseschwierigkeiten den Zugang zu Literatur und Informationen zu erleichtern. Neben Braillebüchern, Hörbüchern und elektronischen Medien bietet das dzb lesen auch Großdruckbücher an. Der Großdruck ist eine besondere Form der barrierefreien Medien und kommt den Lesebedürfnissen von Menschen mit Legasthenie in besonderem Maße entgegen.
Was ist Legasthenie?
Bevor wir uns der Gestaltung widmen, wenden wir uns kurz der Frage zu, was Legasthenie eigentlich ist. Menschen mit Legasthenie haben zum Beispiel Schwierigkeiten, geschriebene Sprache korrekt zu lesen und zu verstehen. Buchstaben erscheinen oft „vertauscht“ oder „verschwommen“, was das Leseverständnis erschwert. Das Problem wird durch traditionelle Schriftarten, schlechte Layouts oder unpassende Farbkontraste verstärkt. Der Großdruck bietet, durch alternative Buchgestaltungsformate, mehrere Möglichkeiten, Menschen mit Legasthenie im Lesen unterstützen. Wir werfen daher einen genaueren Blick auf die Designprinzipien des Großdrucks.
Verwendung geeigneter Schriftgrößen
Die Lesbarkeit wird stark durch die Wahl der Schriftgröße beeinflusst. Großdruckbücher zeichnen sich durch eine vergrößerte Schrift aus. In der Regel liegt diese bei 16 bis 20 Punkt und ist damit deutlich größer als die übliche Schriftgröße in herkömmlichen Büchern. Das Lesen wird dadurch Menschen mit Sehbeeinträchtigung und auch Menschen mit Legasthenie erleichtert. Die vergrößerte Schrift aber auch andere gestalterische Anpassungen des Großdrucks machen das Lesen angenehmer und barriereärmer.
Verwendung geeigneter Schriftarten
Die Verwendung einer geeigneten Schriftart ist eine der wichtigsten Maßnahmen zur Unterstützung von Menschen mit Legasthenie. Besonders geeignet sind gut lesbare, serifenlose Schriften. Diese sind schlicht, klar strukturiert und verzichten auf „Verzierungen“ an den Buchstabenenden, die das Erkennen der Buchstaben (für Menschen mit Legasthenie) oft erschweren. Arial, Helvetica oder OpenDyslexic sind Schriftarten, die häufig für eine bessere Lesbarkeit genutzt werden. Für den Großdruck des dzb lesen wird Tiresias verwendet.
Zeilenabstand und Buchstabenzwischenräume
Auch der Abstand zwischen den Zeilen und den Buchstaben spielt eine zentrale Rolle. Ein größerer Zeilenabstand sorgt dafür, dass der Text übersichtlicher wird und das Auge weniger Mühe hat, die Zeilen auseinanderzuhalten. Ein leicht vergrößerter Abstand zwischen den einzelnen Buchstaben verhindert das „Verschwimmen“ oder „Miteinander-Verschmelzen“ der Buchstaben, wie es oft von Menschen mit Legasthenie beschrieben wird, und erleichtert das Erfassen einzelner Wörter.
Textausrichtung
Ein weiterer Aspekt, der die Gestaltung von Büchern leichter erfassbar macht, ist die Verwendung von Flattersatz statt Blocksatz. Der Blocksatz sorgt zwar für ein optisch gleichmäßiges Schriftbild. Für Menschen mit Legasthenie dagegen ist der Blocksatz häufig verwirrend, da er oft große Lücken zwischen den Wörtern schafft. Der Flattersatz vermeidet diese Lücken und sorgt für einen flüssigeren Lesevorgang.
Textgestaltung
Lange Absätze und unübersichtliche Seiten können überfordernd wirken. Wird der Text in kürzere Absätze unterteilt, dann ist dieser leichter zu überblicken und bietet eine bessere Orientierung. Überschriften, Bulletpoints oder Infoboxen helfen ebenfalls dabei, den Text zu strukturieren.
Farbgestaltung und Kontraste
Starke Kontraste zwischen Schrift und Hintergrund erleichtern das Erkennen der Buchstaben und reduziert die Ermüdung der Augen, vor allem bei längeren Lesezeiten. Ein reines Schwarz-Weiß-Design kann für einige Menschen mit Legasthenie zu intensiv sein. Hier bieten sich dunklerer Schriftfarben auf leicht getönten Hintergründen an.
Verwendung von Bildern und Grafiken
Ein Text soll nicht nur gut lesbar, sondern auch frei von visuellen Ablenkungen sein. Ein minimalistisches Layout, das auf unnötige grafische Elemente oder dekorative Verzierungen verzichtet, ist daher sinnvoll. So liegt der Fokus voll und ganz auf dem Lesen. Andererseits können visuelle Elemente den Text unterstützen und für ein besseres Verständnis sorgen. Bilder, vor allem in Kinder- und Jugendbüchern, und Illustrationen verdeutlichen den Inhalt, machen das Lesen nicht nur interessanter, sondern helfen auch, die Informationen besser zu verarbeiten.
Fazit
Eine barrierefreie Buchgestaltung kann das Leseerlebnis für Menschen mit Legasthenie verbessern. Großdruckbücher bieten hier eine wertvolle Unterstützung und sind mehr als nur vergrößerte Schrift – sie sind inklusive Medien, die speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Legasthenie ausgerichtet sind. Eine barrierefreie Buchgestaltung verbessert das Leseerlebnis für Menschen mit Legasthenie erheblich. Durch die Wahl geeigneter Schriftarten, Schriftgrößen, Textausrichtungen und Farbkontrasten wird das Lesen nicht nur zugänglicher, sondern auch angenehmer.
Mit seinen Großdruckbüchern leistet das dzb lesen einen wesentlichen Beitrag zur Inklusion. Die Bücher können im dzb lesen ausgeliehen und gekauft werden. Erfahren Sie mehr über das Großdruck-Angebot in unserer Bibliothek und im Verkauf. Weitere Informationen zur Ausleihe von Großdruckbüchern finden Sie hier.