Frankfurter Buchmesse: Informationsveranstaltung „Anpassung des deutschen Urheberrechtsgesetzes – Chancen und Herausforderungen des Marrakesch-Vertrages“

Programmablauf

11. Oktober, 10 Uhr in Halle 3.1, Raum „Resonanz“

Elke Dittmer
Die Moderation der Veranstaltung übernimmt Elke Dittmer, Geschäftsführerin der Stiftung Centralbibliothek für Blinde sowie der Norddeutschen Blindenhörbücherei e.V. (NBH) und Vorsitzende der Mediengemeinschaft für blinde, seh- und lesebehinderte Menschen (MEDIBUS e.V.).

Jürgen Dusel
Zu Beginn erläutert der Beauftragte der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen, Jürgen Dusel, die Problematik „Büchernot“: Zahlreiche seh- und lesebehinderte Menschen in Deutschland können ihre Bücher nicht einfach im Laden kaufen. Um Zugang zu Literatur zu bekommen, sind die Betroffenen darauf angewiesen, dass die Inhalte von Blindenbibliotheken und Medienzentren barrierefrei aufbereitet und zur Verfügung gestellt werden. Die Übertragung der Literatur stellt für blinde und sehbehinderte Menschen eine Grundvoraussetzung für die Teilhabe am kulturellen, gesellschaftlichen und beruflichen Leben dar.
Es wird erläutert, wie der Vertrag von Marrakesch dazu beitragen soll, der Büchernot lese- und sehbehinderter Menschen (national sowie international) entgegen zu wirken und welche Bedeutung dies für die betroffenen Leserinnen und Leser hat.

Susanne Barwick
Was bedeutet die Umsetzung des Vertrages von Marrakesch bzw. der Marrakesch-Richtlinie für deutsche Buchverlage? In Deutschland existiert bereits seit 2003 eine gesetzliche Schrankenreglung für Menschen mit Behinderungen. Verlage arbeiten bereits vertrauensvoll mit Blinden- und Sehbehindertenorganisationen zusammen. Die bisherige Schrankenregelung wird nun durch die Umsetzung des Marrakesch-Vertrages bzw. der Marrakesch-Richtlinie erweitert. Die stellvertretende Justiziarin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels Susanne Barwick erläutert den deutschen Gesetzesentwurf und erklärt, auf welche Veränderungen Verlage sich einstellen müssen.

Prof. Dr. Thomas Kahlisch
Als Direktor der Deutschen Zentralbücherei für Blinde und Vertreter der Mediengemeinschaft für blinde, seh- und lesebehinderte Menschen (MEDIBUS e.V.) bezieht Prof. Dr. Thomas Kahlisch Stellung zum Marrakesch-Vertrag.
Aus Perspektive der Blindenbüchereien schildert er, welche neuen Aufgaben und Herausforderungen sich zukünftig für die Büchereien und Medienzentren ergeben. Ein zentraler Aspekt ist dabei die partnerschaftliche Beziehung zwischen Blindenbüchereien und Verlagen, in der Prof. Dr. Kahlisch ein besonderes Potential sieht, um das Literaturangebot für blinde, seh- und lesebehinderte Menschen nachhaltig zu verbessern.

Dr. Ilas Körner-Wellershaus
Verlage, speziell Bildungsverlage, gehen mit der Zeit: Neben dem gedruckten Buch publizieren sie online und entwickeln neue Geschäftsmodelle für Anwender von Tablet und Co. Gleichzeitig bietet der digitale Wandel für Verlage die Chance, sich neue Käufergruppen zu erschließen. Blinde, seh- und lesebehinderte Menschen können die neuen digitalen Angebote der Verlage nutzen, wenn die publizierten Inhalte und die Bedienkonzepte der eingesetzten Geräte barrierefrei gestaltet sind.
Dr. Ilas Körner-Wellershaus, Mitglied der Geschäftsleitung des Ernst Klett Verlags und Vorstandvorsitzender des Verbandes Bildungsmedien e. V., schildert, wie der fachliche Austausch mit den Betroffenen und die Kooperation mit den Kompetenzzentren für barrierefreies Lesen dazu beitragen, den besonderen Anforderungen dieser neuen Kundengruppe gerecht zu werden.

Dr. Victor Wang
Dass der Zugang zu Informationen auch im Bereich der Wissenschaftsverlage eine besondere Relevanz besitzt, zeigt die Verlagsgruppe Vandenhoeck & Ruprecht, die das Thema Barrierefreiheit seit letztem Jahr strategisch verfolgt. Um Inhalte zu publizieren, die von Beginn an für alle Nutzergruppen zugänglich sind,  muss die Barrierefreiheit bereits bei der Entwicklung neuer, digitaler Produktformen von vornherein mitgedacht werden.
Als Leiter der Abteilung „neue Produkte print & digital“ im Böhlau Verlag sowie als Leiter der Peergroup Produktion in der IG Digital weiß Dr. Victor Wang um das Potenzial und die Herausforderungen, die mit dem inklusiven Publizieren digitaler Produkte einhergehen. In seinem Beitrag thematisiert er die Zugänglichkeit von Informationen aus der Sicht eines Wissenschaftsverlages. Dabei spielt nicht zuletzt auch der Aspekt „Open Science“ bzw. „Open Access“ eine wesentliche Rolle.

Sarah Bohnert
Abschließend liefert Sarah Bohnert, Mitarbeiterin der Deutschen Zentralbücherei für Blinde im Projekt „BACC“, einen kurzen Einblick in die Arbeit der DZB – als Kompetenzzentrum für die Aufbereitung barrierefreier Literatur- und Informationsangebote sowie als Partner der Verlagsbranche. Schwerpunkt ist dabei das aktuelle Projekt „BACC – Born Accessible Content Checker“, mit dem die DZB Verlage beim inklusiven Publizieren barrierefreier E-Books unterstützt.

Alle Referenten und Zuschauer
Beendet wird die Veranstaltung mit einer Diskussions- und Fragerunde, in der Referenten und Zuhörer zu einem gemeinsamen Gespräch eingeladen werden.

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