Buchtipp: „Tasso im Irrenhaus“ von Ingo Schulze

Kennen Sie das Gemälde „Tasso im Irrenhaus“ von Eugène Delacroix? Um dieses Kunstwerk geht es in einem der drei Texte im gleichnamigen Erzählband von Ingo Schulze. Der Ich-Erzähler hat vor diesem Gemälde ein aufdringliches Gespräch mit einem Schweizer Verleger, der allwissend über die Kunst des Malers referiert. In der Erzählung „Das Deutschlandgerät“ schreibt der Erzähler statt eines Katalogtextes über den Konzeptkünstler Reinhard Mucha einen Brief an eine Museumsdirektorin. Dieser handelt von einem Schriftsteller-Dissidenten, der dem Erzähler die Installation Reinhard Muchas erläutert hat. In „Die Vorlesung“ möchte der Erzähler den sterbenskranken Maler Johannes Grützke interviewen. Doch dazu kommt es nicht, weil auch Freunde im Hospiz anwesend sind. Diese führen eine Diskussion, was Kunst alles kann, was Wahrheit in der Kunst ist und welches Verhältnis es zwischen Kunst, Literatur und Leben gibt.

Alle drei Erzählungen beschäftigen sich mit Kunstwerken und deren Wahrnehmung. Die drei Ich-Erzähler setzen sich literarisch mit den Kunstwerken auseinander. Sie stellen fest, dass sie zu ganz anderen Betrachtungsweisen kommen als sie erwartet haben. Große Erzählkunst!

dzb lesen, Leipzig 2022, Kurzschrift, 2 Bände, Ausleihe 19997, Verkauf 11288, 30,50 € (netto)

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