Egal ob durch die Gänge und Hallen schlendernd oder mit einem festen Terminplan von einer Bühne zur andern eilend – das lesebegeisterte Publikum konnte auch in diesem Jahr auf der Leipziger Buchmesse jede Menge neue Bücher und deren Autoren und Autorinnen entdecken. Die Buchmesse und Europas größtes Lesefest wurde zu einer „wunderbaren Plattform für wichtige Diskurse, anregenden Meinungsaustausch und erstklassige Unterhaltung“, so Martin Buhl-Wagner, Geschäftsführer der Leipziger Messe. Und gerade das ist in schwierigen Zeiten, die keine friedlichen sind, in denen Rechtspopulismus, Identitätspolitik und Antisemitismus Freiheit und Demokratie immer mehr gefährden, wichtiger denn je.
„Vielleicht können wir uns verständigen, auch wenn wir nicht übereinstimmen“, sagt der deutsch-israelische Philosoph Omri Boehm, der den Buchpreis zur europäischen Verständigung erhielt. Die öffentliche Rede und Diskussion sei die Grundlage für die Auseinandersetzung mit den gravierenden Themen unserer Gegenwart und auf keinen Fall selbstverständlich. Lautstarke Proteste jedoch, die andere an der öffentlichen Rede stören, seien nicht förderlich für die Diskussion, erklärt der Philosoph und meinte damit diejenigen, die die Rede des Bundeskanzlers Olaf Scholz zur Eröffnungsveranstaltung der Buchmesse immer wieder unterbrachen. Ihr Protest richtete sich gegen die Israelpolitik Deutschlands.
Erstes barrierefreies Kinderbuch bei der Preisverleihung des Lesekompass
„Who’s still reading?“ („Wer liest eigentlich noch?“) – so lautete das Motto der vergangenen Buchmessetage. Dass es daran eigentlich keinen Zweifel gab, zeigte das Lesefest „Leipzig liest“. Mehr als 2.500 Veranstaltungen an 300 verschiedenen Orten im Leipziger Stadtgebiet fanden statt. Eine davon hatte am Buchmesse-Donnerstag im dzb lesen in der Gustav-Adolf-Straße 7 den Autor Thomas Zwerina zu Gast. Er las aus seinem Debütroman „Eine Fingerkuppe Freiheit“, in dem es um den Erfinder der Blindenschrift, Louis Braille, geht.
Auch die vollen Messehallen zeigten: Es wird tatsächlich noch viel gelesen. An den Fantasy- und Romance-Ständen standen begeisterte Teenager mit bunten Büchertüten Schlange, um ihre Lieblingsautorinnen und -autoren sehen und Sonderausgaben ihres Lieblingsbuches ergattern zu können. Mittendrin befand sich der Stand des dzb lesen, der seinen Fokus in diesem Jahr auf taktile Kinderbücher legte. Er war zeitweilig dicht umlagert – weniger von blinden, seh- und lesebehinderten Menschen, eher von sehenden, die mehr über das dzb lesen erfahren wollten. Einige staunten nicht schlecht über die taktilen Kinderbücher in den Regalen und ertasteten deren tastbaren Illustrationen. Auf dem Jugendcampus UVERSE, der Kreativwerkstatt der Leipziger Buchmesse, lernten Kinder in Workshops durch vielfältige Mitmach-Angebote die Brailleschrift kennen.
Ein taktiles Bilderbuch aus dem dzb lesen schaffte es sogar, als erstes barrierefreies Kinderbuch bei der Preisverleihung des Lesekompass dabei zu sein. „Klapperlapapp – So fühle ich mich“ erhielt eine ganz besondere Ehrung. Die Autorin Antje Mönnig und der Direktor des dzb lesen, Prof. Dr. Thomas Kahlisch, stellten das Buch auf der großen Bühne in Halle 3 vor.
Und es gab aber noch einen weiteren Grund zum Feiern, denn der Direktor des dzb lesen Thomas Kahlisch erhielt für seine außergewöhnlichen Verdienste in der Verlags- und Buchbranche die Goldene Nadel. Damit würdigte der Börsenverein des Deutschen Buchhandels sein Engagement im Bereich des inklusiven Publizierens.
Nun ist die Buchmesse zu Ende gegangen. Die Regale am Stand sind ausgeräumt. Alle, die aus dem dzb lesen dabei waren, egal ob am Stand, bei den Workshops, der Lesung oder auf der Bühne, haben erfolgreiche Tage erlebt, über die im Nachhinein noch zu berichten sein wird. Auf ein Neues im Jahr 2025!
Einige Impressionen von der Leipziger Buchmesse
Hört auch einmal in den Podcast „Büchertalk“ der Leipziger Buchmesse hinein. Antje Mönnig und Caroline Schürer im Interview über das taktile Kinderbuch „Klapperlapapp – So fühle ich mich“.